Die Nachbarschaftsinitiative „Bee Sossenheim“
(für ein bienenfreundliches Sossenheim)
Was bisher geschah
Seit 2006 zwei Biologen in die Westerbachsiedlung in Frankfurt gezogen sind, hat sich dort biologisch und ökologisch schon einiges getan.
Es begann natürlich damit, dass auf eben jenem Grundstück nach und nach das von den Vorbesitzern in Form eines Rasens mit einigen gebietsfremden Gehölzen am Rand (Thuja-Hecke, Feigen, Kakibäume, viele gefülltblütige Rosen) hinterlassene Gartengelände nach und nach in ein Paradies für alle möglichen Tierarten verwandelt wurde. Dazu wurde der Garten neu strukturiert: es wurden vier verschieden tiefe und große Teiche gegraben, ein Sumpfbeet und ein Sandbeet angelegt, Trockenmauern errichtet, Totholz eingebracht, jede Menge Wildstauden und Wildgehölze gepflanzt und mehrere Insekten- und Vogelnisthilfen aufgestellt.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: in diesem Garten wachsen inzwischen über 250 verschiedene einheimische Stauden und Gehölze, die wiederum einer riesigen Anzahl verschiedener Insektenarten (verschiedene Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, Libellen, Wanzen), bedrohten Reptilien wie der Zauneidechse, bedrohten Amphibienarten (Teich- und Bergmolch, Gras- und Teichfrosch, Erdkröten), vielen Vögeln und auch einigen Säugetieren einen sehr diversen Lebensraum bieten.
Nach dem Motto „Tu Gutes und rede darüber“ wurden in den Folgejahren immer mehr Nachbarn auf den Biodiversitäts-Hot Spot aufmerksam. Einige ließen sich beraten und nahmen auch die angebotenen Samenpakete und Wildstaudenableger gerne für ihren Garten an.
Auch der BUND-Frankfurt West war im letzten Jahr zu Gast, um sich Anregungen für Insektennisthilfen auf der eigenen Streuobstwiese zu holen.
Apropos Streuobstwiese: Mit dem eigenen Garten nicht ausgelastet, wurde auch noch im Sossenheimer Unterfeld eine Streuobstwiese von der Stadt gepachtet. Dort wurde die Verbuschung entfernt, neue Bäume gepflanzt, Nisthilfen für Vögel (Meisen, Steinkauz), Wildbienen und Eidechsen geschaffen und es wird versucht, durch Abmagerung und Einbringen von autochthonem Saatgut eine Blumenwiese zwischen den Streuobstbäumen anzulegen.
Die Herausforderung
Auf die Stadt und ihre Bürger kommen große Herausforderungen zu: Die Sommer werden heißer, der Kampf um saubere Luft ist mühsam und die Biodiversität nimmt ab, auch weil städtisches Grün neuen Wohnungen wird weichen müssen. Damit gewinnen bestehende Grünflächen immer mehr an Bedeutung. Eine bewirtschaftete Frischluftschneise hilft, den Temperaturanstieg zu begrenzen, die frische Luft hilft Grenzwerte einzuhalten und wenn es schon gelingt, auf einem kleinen Grundstück durch ein wenig Unterstützung der Natur die Flora und Fauna aufblühen zu lassen, was für ein Potential steckt dann in einer flächenmäßig wesentlich größeren Frischluftschneise?
Sie könnte zu einem Biodiversitäts-Hot Spot für Sossenheim, ja für ganz Frankfurt werden.
Da im direkten Umfeld unserer Siedlung eine bemitleidenswerte Frischluftschneise lag, die geradezu danach schrie, ihr Potential mit etwas Hilfe entfalten zu können, kam die Idee auf, eine Nachbarschaftsinitiative zu gründen, um diesem Ruf zu folgen.
Geplante Aktionen seit 2018
Als Nachbarschaftsinitiative „Bee Sossenheim“ haben wir uns um eine Patenschaft für die Erlaubnis zur Bearbeitung der Frischluftschneise zwischen der Westerbachsiedlung und dem Industriekomplex in der Westerbachstraße 162-166 bemüht.
Die Fläche wurde bis dahin nur unregelmäßig und auch nur zu Teilen gemäht, was eine Überwucherung durch Gestrüpp zur Folge hat. Auf dem fetten Boden gediehen überwiegend Gräser, somit war die Fläche für Flora und Fauna wenig attraktiv. Zudem breiteten sich dort auch gebietsfremde invasive Neophyten (Essigbäume) aus.
Wir wollten die Stadt an dieser Stelle unterstützen und mit einem zunächst häufigen Rückschnitt der Gräser und Büsche die Fläche sukzessive abmagern (Mahd) und dann mit einem zweimal jährlichen Schnitt in eine Magerwiese verwandeln, die wiederum als Trittstein für bedrohte Arten (Wildbienen, Eidechsen, Falter, Käfer und Singvögel) fungieren könnte. Auch hier sollten dann Nistmöglichkeiten für Insekten und Wirbeltiere in Form von Vogelnistkästen und Insektenhäusern geschaffen werden. Natürlich gehört hierzu dann auch die Fläche regelmäßig vom Abfall des naheliegenden Burger King zu befreien.
Der ambitionierten Herausforderung sind wir uns durchaus bewusst, aber die Hoffnung auf einen ökologischen Gewinn für diesen Streifen und den zu erwartenden Erfolgen für Flora und Fauna, lässt zumindest unsere Bedenken in den Hintergrund treten.
Großer Aktionstag am 12.10.2019
Die Vorbereitungen für diesen Tag liefen schon eine Woche im Voraus auf Hochtouren:
– Mit Hilfe einer Fräse wurden ca. 500 qm Wiese von Brombeer- und Brennnesselwurzeln befreit.
– Es wurden 17 Tonnen Sand von der Firma Sehring besorgt, um für den Bau der Eidechsenburg und der Trockenmauer, sowie für das Abmagern der Wiesen zur Verfügung zu stehen.
– Aus den verschiedensten Quellen wurden mehrere Tonnen Sandsteine herangeschafft, um die Sandsteinmauer zur errichten.
– Es wurden bergeweise Pflanzen gekauft bzw. Blumenwiesensamen bestellt.
– Zu guter Letzt wurden jede Menge Nachbarn und Freunde aquiriert, die mit ihrer Arbeitskraft (und mit Hilfe des Baggers unseres Nachbarn Herrn Buchwald, an dieser Stelle nochmal vielen Dank auch für die Spende mehrerer Tonnen Schotter) Tonnen von Sand und Schotter bewegt.
– Ach ja, natürlich musste auch für das leibliche Wohl gesorgt werden, so gab es Kuchen, Würstchen, Getränke und abends wurde nach getaner Arbeit noch gegrillt.